Málaga: Laura Alviz berichtet aus Málaga (Spanien)
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Mein Name ist Laura Alviz, ich bin 16 Jahre alt und ich habe im August an einer zweiwöchigen Team-Sprachreise nach Malaga in Andalusien teilgenommen. Dort besuchte ich einen 40 Lektionen umfassenden Sprachkurs und lebte bei einer Gastfamilie.

Als ich aus Deutschland aufbrach, sprach ich nur sehr gebrochenes Spanisch, da ich die Sprache nie als Schulfach, sondern lediglich im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft erlernt hatte. Dementsprechend nervös war ich auch und ich machte mir Sorgen, mich nicht mit der Gastfamilie verständigen zu können. Nach einem insgesamt etwa vierstündigen Flug erreichte ich Malaga, wo ich gemeinsam mit einer Austauschschülerin von einer anderen Organisation von einem Shuttle abgeholt und zu meiner Familie gebracht wurde. Diese bestand aus meiner Gastmutter und ihrer dreizehnjährigen Tochter, die im achten Stock eines Hochhauses in einer gated community lebten. Da ich bereits Schwierigkeiten damit gehabt hatte, die doch recht simplen Anweisungen des Fahrers des Shuttles zu verstehen, hoffte ich nun inständig, dass meine Gastfamilie des Englischen mächtig sei. Meine Gastmutter gab sich große Mühe, langsam und deutlich mit mir zu sprechen, was dazu führte, dass ich tatsächlich sehr viel von ihrer Einweisung in die Regeln des Hauses verstand. Abgesehen von mir lebten am ersten Tag noch fünf andere Gastschüler in der Familie. Meine deutsche Mitbewohnerin musste allerdings am zweiten Tag ausziehen, da sie ursprünglich ein Einzelzimmer gebucht hatte. Nun konnte ich mich in der Familie also mit niemandem mehr in meiner Muttersprache unterhalten, worüber ich in der Retrospektive jedoch froh bin, da mir das entscheidend dabei geholfen hat, besser Spanisch zu lernen. In der ersten Woche wohnten ein Franzose, eine Russin und zwei Däninnen in meiner Familie, in der zweiten Woche flogen die Däninnen zurück nach Hause und eine Französin und eine Türkin bezogen fortan ihr Zimmer. Obwohl ich fließend Englisch und Französisch spreche, entwickelte es sich schon sehr bald zur Normalität, mich nicht nur mit der Familie sondern auch mit den anderen Gastschülern komplett auf Spanisch zu unterhalten.

Wir sahen uns meistens während des Frühstücks und des Mittagessens, da wir auf unterschiedliche Schulen gingen und in verschiedenen Freundeskreisen verkehrten. An diesen Gesprächen versuchte ich mich so gut es ging zu beteiligen, was mir von Tag zu Tag besser gelang. Während der letzten Tage sprachen wir sogar über Ebola und die politische Situation in der Ukraine, Themen, von denen ich vor der Reise niemals gedacht hätte, dass ich sie zwei Wochen später auf Spanisch verstehen oder besprechen könnte.

Trotz meiner vielen Gastgeschwister hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass meine Gastfamilie mir nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte. Lediglich die Tatsache, dass ich in der zweiten Woche tagsüber keinen Hausschlüssel zur Verfügung hatte und zwei Mal vor der Tür warten musste, hat mich gestört, aber ich verstehe auch, dass es sich nicht lohnt, für eine Woche einen neuen Schlüssel herstellen zu lassen.

Am Montag, dem zweiten Tag nach  meiner Ankunft, musste ich zum ersten Mal in die Schule gehen. Diese heißt La Brisa und ist circa zehn Gehminuten von der Wohnung meiner Gastfamilie entfernt. Zuerst wurde ein Einstufungstest mit allen neuen Schülern durchgeführt, bei dem wir Lückentexte mit sich in der Schwierigkeit steigernden Grammatikaufgaben ausfüllen mussten. In Folge dessen besuchte ich fortan den Kurs A1.3, in dem wir uns unter anderem mit unregelmäßigen Verben in der Gegenwart, reflexiven Verben und dem Perfekt beschäftigten.

Jeden Tag nahmen wir an vier Lektionen teil, wobei die Letzte immer stärker auf Kommunikation als auf Grammatik ausgerichtet war. Mir persönlich hat der Unterricht Spaß gemacht, auch wenn ich zugeben muss, dass er gegen Ende doch etwas langwierig wurde und es mir und den übrigen Kursteilnehmern zusehends schwer fiel, uns auf das Unterrichtsgeschehen zu konzentrieren.

Leider bestand unsere Lerngruppe fast vollständig aus Deutschen, was dazu geführt hat, dass wir uns ausschließlich in dieser Sprache unterhielten. Abgesehen davon kann ich mich in Bezug auf den akademischen Teil der Reise nur positiv äußern, da die Lehrer wirklich kompetent waren, ohne dabei zu vergessen, dass wir nicht in der Schule sind, was uns auch den Raum gelassen hat, ab und zu einfach zehn Minuten lang nichts Sinnvolles zu tun, sondern nur zu lachen und uns etwas auszuruhen.

Auch die Pauseneinteilung fand ich gelungen, weil nach zwei Lektionen die 20-Minuten-Pause für die nötige Entspannung gesorgt hat.

Am ersten Freitag schrieben alle Schüler, die noch eine weitere Woche bleiben würden, einen erneuten Test, in dem die Schule abprüfte, ob wir dafür geeignet waren, den nächsthöheren Kurs zu besuchen. Dieser war zwar deutlich einfacher als ich erwartet hatte, beinhaltete aber auch einen Teil kreatives Schreiben, auf den wir meiner Auffassung nach nicht genug vorbereitet wurden. Da ich die Prüfung bestand, lernte ich in der darauffolgenden Woche das Präteritum und Einiges über die richtige Verwendung von Präteritum und Perfekt.

Der dritte Bestandteil meiner Reise, neben der Schule und dem Leben in der Familie, waren selbstverständlich meine freie Zeit und die von der Schule angebotenen Aktivitäten. Ich habe fast an allen dieser Ausflüge oder Workshops teilgenommen, lediglich zum Stierkampf wollte ich nicht mitkommen, da ich nicht glaube, dass ich mich daran hätte erfreuen können.

Zu meinen persönlichen Freizeithighlights der zwei Wochen gehören der Tagesausflug nach Sevilla, der Badepark und die Flamenco-Tanzstunde. In Sevilla besichtigten wir die antike Kathedrale und durften drei Stunden beliebig nutzen. Dabei sah ich noch die „Real Alcazaba“, ein schönes arabisches Gebäude. Der Badepark wiederum bot eine ganz andere Form von Unterhaltung, da wir dort verschiedene Rutschen in variierenden Schwierigkeitsstufen ausprobiert haben oder im Wellenbad schwimmen gegangen sind. Beim Flamenco-Tanzkurs am vorletzten Tag wurde mir schließlich erst bewusst, wie komplex dieser Tanz ist und dass es viele Jahre dauert, ihn richtig zu erlernen. Der Crashkurs machte trotzdem großen Spaß und ich konnte mir doch die eine oder andere Bewegung einprägen. Abgesehen von den Aktivitäten, die ich bereits genauer beschrieben habe, aßen wir unter Anderem noch gemeinsam in der Innenstadt von Malaga Tapas, verbrachten einige Stunden am Puerto Banuz und in Marbella, schauten den spanischen Film „Tres metros sobre el cielo“ und besuchten ein etwas außerhalb von der Stadt gelegenes Einkaufszentrum, wofür wir meiner Meinung nach allerdings zu wenig Zeit hatten.                              

Unabhängig von diesem organisierten Entertainment bietet Malaga sehr viele Möglichkeiten, seine Nachmittage mit Inhalt zu füllen, was sicher zu einem großen Teil an seiner Küste liegt. Ich habe jeden Tag mindestens eine Stunde am Strand gelegen, war schwimmen oder sprang von der Wasserinsel, die die Stadt an der Playa de Pedregalejo, dem Strand in unserem Viertel, aufbauen lassen hat. Darüber hinaus gibt es entlang der Strandpromenade eine Vielzahl an Bars und Restaurants. Wir gingen jeden Abend in eine andere Lokalität und konnten trotzdem nur einen Bruchteil dieser ausprobieren.

Wer shoppen gehen möchte, sollte das im Zentrum tun, es fahren beinahe alle zehn Minuten Busse dorthin, auch wenn diese gerne mal 20 Minuten zu spät kommen und man oft nicht genau weiß, ob man nun im 15:30 oder im verspäteten 15:10-Bus sitzt.

Im Allgemeinen bleibt nur noch zu sagen, dass ich jedem eine Sprachreise mit Team nach Malaga wärmstens empfehle. Selbstverständlich benötigt man Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Offenheit, um den Aufenthalt genießen zu können, aber da das Qualitäten sind, die man leicht erlernen kann und in jeder Lebenslage braucht, dürfte das nicht allzu schwer sein. Die Reise lohnt sich in allen Gesichtspunkten. Ich habe erlebt, wie es sich anfühlt, Teil einer familiären Gemeinschaft zu werden, die nicht aus meinen Blutsverwandten besteht, ich bin nun in der Lage mehr oder weniger verständlich auf Spanisch zu sprechen und ich habe eine wunderschöne Stadt und Region entdeckt und ausgekostet.

Wenn ich meine Sprachfreizeit heute nochmal buchen könnte, würde ich mich dafür entscheiden, drei Wochen zu bleiben. Anfänglich war ich besorgt, dass es mir in diesem Zeitraum langweilig werden würde, weil ich leider dazu neige, schnell das Interesse an Dingen zu verlieren, sobald sie zur Routine werden. Jetzt glaube ich, dass es möglich gewesen wäre, diese letzte Woche problemlos genauso spannend zu gestalten wie die vorherigen zwei.